“Die Furcht vor der Mathematik steht der Angst erheblich näher als der Ehrfurcht.“
(Felix Auerbach)

Dyskalkulie – was ist das?
Viele Eltern, aber auch Lehrkräfte, sind verunsichert, wenn ein Kind trotz häufiger Wiederholungen und steten Übens immer wieder im Bereich der Mathematik scheitert. Sie wissen sich keinen Rat, denn Dyskalkulie und Rechenschwäche sind noch nicht zu einem solch bekannten Phänomen in der Schullandschaft geworden wie die Legasthenie oder Lese-Rechtschreib-Schwäche.
So baut sich langsam aber sicher ein Teufelskreislauf auf: Es wird immer mehr geübt und geübt, weil der Lehrer oder die Lehrerin  sagt, das Kind sei unaufmerksam und unkonzentriert. Aber das Kind kann nicht mehr, als es bereits leistet und die Konzentrationsfähigkeit ist ebenso gering wie die Toleranzgrenze. Zur Folge hat dies oft, dass das Kind Zuhause beim Üben bockig wird, was erneuten Druck zur Folge hat.
Dyskalkulie kann sich in einer primären Form zeigen, das bedeutet, dass hirnorganisch Fehlentwicklungen stattgefunden haben – oder aber Dyskalkulie zeigt sich in einer sekundären Form, ausgelöst durch äußere Umstände, die das Kind seelisch stark beeinflusst haben. Jedoch ist es letztendlich für das Kind egal, welche Form von Dyskalkulie vorliegt – das Ergebnis ist dasselbe: Es kann einfach nicht verstehen, was es tun soll im Fach Mathematik!

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Dyskalkulie folgendermaßen:
„Unter Rechenstörung (ICD-10) versteht man die Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar sind. Das Defizit betrifft die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie Integralrechnung benötigt werden.“

Dyskalkulie kann sich auf viele Arten äußern; wichtig ist herauszufinden, wie das Kind rechnet und wo seine Fehler liegen, damit eine effektive Hilfestellung einsetzen kann. Damit ein Weg gefunden werden kann, ist ein Test wichtig – hier werden die Teilleistungsbereiche, die nicht „richtig funktionieren“, erkannt, und so kann gezielt ein Therapieplan konzipiert werden.
Vor einem Dyskalkulietest sollte sichergestellt werden, dass keine organische Schäden vorliegen. Ein Besuch beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder der -Ärztin kann zum Beispiel ausschließen, dass das Kind einfach nur schlecht hört und daher wenig versteht; ebenso wie ein Test der Sehfähigkeit hilfreich ist.

Dyskalkulie – die typischen Symptome:
Damit Eltern und auch Lehrerinnen und Lehrer erste Hinweise erhalten, um gegebenenfalls Anzeichen von Dyskalkulie erkennen zu können, sind im Folgenden Merkmale aufgelistet:

  • Angst vor der Schule
  • Angst vor Mathematik, der Lehrkraft des Faches und den Klausuren in diesem Fach
  • Das Üben Zuhause kann erfolgreich sein, in der Schule wird versagt
  • Es gibt keinen Wunsch nach Hilfe in dem Fach und wenn die Eltern etwas anders sehen, dann argumentieren Kinder häufig, dass die Lehrerin oder der Lehrer das genauso erklärt habe
  • Auffallend große Schwierigkeiten beim Rechnen
  • Es gibt Probleme bei der Raumorientierung (rechts, links, vorne, hinten, oben, unten, mittig etc.)
  • Ziffern werden vertauscht
  • Rückwärts zu zählen oder in Sprüngen rückwärts zu gehen ist oft unmöglich
  • Das Kind hat keine Vorstellung von Mengen und Größen, auch die Verbindung von Zahlenbegriffen und Mengen fehlt
  • Es existiert oft nur eine begrenzte Vorstellung von Raum und Zeit, die Uhr zu lernen bereitet häufig große Schwierigkeiten
  • Der Umgang mit Geld wird oftmals vermieden
  • Das Kind zählt immer wieder neu ab, es wird stets bei 1 neu begonnen
  • Es wird nicht gerechnet, sondern nur einzeln etwas dazugezählt
  • Häufig werden die Finger zu Hilfe genommen, um etwas zu addieren oder zu subtrahieren
  • Einfachste Aufgaben werden schriftlich gerechnet, das Rechnen im Kopf wird vermieden
  • Transferleistungen sind nicht möglich, schon Umkehraufgaben bereiten große Schwierigkeiten
  • Geübtes und Zwischenergebnisse werden schnell wieder vergessen, so kann beim Kopfrechnen (z.B. 17 x 4) kein Zwischenergebnis gespeichert werden
  • Analogien werden nicht erkannt: 12 + 6 ist errechnet; 32 + 6 wird nicht als Entsprechung erkannt
  • Das Erlernen des 1 x 1 ist schwer und wird, ebenso wie Regeln und Formeln, auswendig gelernt, vom Sinn her aber nicht verstanden
  • Sachaufgaben können nicht nachvollzogen werden, sie können nicht als Mathematikaufgaben errechnet werden
  • keine Verbesserung durch ständiges Üben
  • Besondere Schwierigkeiten bereiten die 10er- und 100er-Übergänge
  • Rechenfehler werden nicht erkannt
  • Duldung widersprüchlicher Ergebnisse nebeneinander, sinnlose Ergebnisse werden nicht erkannt
  • Textaufgaben werden nicht verstanden
  • Berechnungen und Hausaufgaben dauern sehr lange, das Kind ist schnell erschöpft

Dyskalkulie – mögliche Ursachen
Als Ursachen von Dyskalkulie gelten Orientierungs- und Wahrnehmungsstörungen, die insbesondere die Raum- und Zeitorientierung, die visuelle Wahrnehmung, die visuelle Vorstellungskraft und das Gedächtnis betreffen. Rechenschwache Kinder haben Schwierigkeiten, wichtige von unwichtigen Informationen zu unterscheiden, Sinneseindrücke richtig einzuordnen und mit vorhandenen Erfahrungen zu verbinden.
Teilleistungsstörungen in differenten Wahrnehmungsbereichen (zum Beispiel der optischen Serialität – in dem Fall werden insbesondere Folgen nicht erkannt) treten auf, die dazu führen, dass ein mathematischer Vorgang weder erfasst, noch gelöst werden kann.

Dyskalkulie: Welche Hilfen sind sinnvoll?
Da es kein einheitliches Erscheinungsbild der Dyskalkulie gibt, muss eine Dyskalkulie-Therapie maßgeschneidert und auf die Person bezogen sein. Die eingesetzten Methoden richten sich nach den individuellen Lernvoraussetzungen des Schülers oder der Schülerin. Mithilfe des Tests wird zuerst der Förderbedarf festgestellt. Die nachfolgende Therapie setzt bei den Stärken des Schülers oder der Schülerin an. Das schafft Vertrauen in die eigene Kompetenz – eine Grundvoraussetzung für eine effektive Förderung. Danach werden die Schwächen, die Wahrnehmungsbereiche, die den höchsten Förderungsbedarf haben, gestärkt.
Nicht vergessen werden darf, dass dyskalkule Schüler und Schülerinnen häufig durch jahrelange Mathematik-Minderleistungen ein sehr negatives Selbstbild haben. Dadurch, dass die mathematischen Thematiken nie verstanden worden sind, die Kinder aber sehr gute Strategien entwickelt haben, um wenigstens nicht allzu auffällig zu versagen und sitzenzubleiben, ist der Druck von Jahr zu Jahr gestiegen. Selbstzweifel, Versagens- und Schulangst, Verhaltensauffälligkeiten wie Konzentrationsmangel, Ablenkbarkeit oder Hyperaktivität sind die Folge und damit oftmals wieder ebenfalls der Auslöser, um eine psychologische Beratung oder eine Psychotherapie zu beginnen.
Wichtig für alle Betroffenen (Schüler und Schülerinnen, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer) ist, dass während der Dyskalkulie-Therapie kein Unterricht im Sinne von Nachhilfe etc. stattfinden kann und soll. Gleichzeitig kann es sein, dass das Kind in der Schule im Fach Mathematik noch weiter absackt – dies sind normale Randerscheinungen der Therapie, die wieder abklingen und sich ins Gegenteil kehren.
Eine Therapie im Nachhilfekreis, nach einer Testung durch den Nachhilfekreis, wird individuell angepasst und erfordert von Schülern und Schülerinnen, Eltern, Lehrerinnen, Lehrern und uns höchste Leistung. Aber unser Ziel ist ein glückliches Kind, das wieder gern am Mathematikunterricht teilnimmt – und dafür ist es den Weg wert.
Führen Sie mit uns ein persönliches Beratungsgespräch, in dessen Verlauf wir alle Fragen klären können. Wir freuen uns auf Sie und auf Ihr Kind!
Unser Motto lautet: Work hard and smart!